
Sprache und Bild
Sprache und Bild – Teil 7: Kommunikation
Mit Bildern kommunizieren
Bilder werden rascher erfasst als Text, man könnte sagen: Mit Bildern trifft man immer ins Schwarze. Sie wecken Erinnerungen, rufen Emotionen hervor, sind auf Anhieb klar und verständlich. Wozu überhaupt noch texten, wenn Bilder mehr und mehr zum wichtigsten Medium für die Kommunikation werden?
Beim geschriebenen oder gesprochenen Wort ist es ja so, dass man es nur dann versteht, wenn es in der eigenen Sprache geäußert wurde. Oder verstehst du Mandarin, ohne es je gelernt zu haben? Und selbst wenn man in einer Fremdsprache firm ist, heißt das noch lange nicht, dass man alle feinen Nuancen in der anderen Sprache richtig zu deuten weiß, geschweige denn, dass man jeden Witz versteht. Es steckt viel zu viel kulturelles Wissen in jeder Sprache, als dass man die Bedeutung so ohne weiteres von einer in eine andere Sprache transferieren könnte. Jedes Wort ist eine Art Behälter, der neben der eigentlichen Bedeutung auch eine ganze Menge kulturelles Wissen enthält.

Kommunikation mit Bildern: denken in Schubladen?
Und genau das ist der Punkt, der auch auf Bilder zutrifft: Bilder sind ebenfalls immer in eine Kultur eingebettet. Wir verstehen sie deshalb, weil wir von klein auf von ihnen umgeben sind: Weil wir gelernt haben, sie zu deuten. Bilder sind also nichts Universelles. Um ein gedankliches Bild zu bemühen: In unseren Köpfen gibt es tausend Schubladen, die bereits prall gefüllt sind mit Worten und Bildern und den dazugehörigen Bedeutungen. Sehen wir ein neues Bild, durchforstet unser Hirn sofort die Inventarliste und legt das Bild in die passende Schublade. Das geht so rasch, dass wir nicht den Bruchteil einer Sekunde darüber nachdenken. Das ist einer der Gründe, warum Bilder so unmittelbar wirken, weshalb sie so direkt in unsere Köpfe fahren.
Wollen wir aber, dass der Betrachter oder die Betrachterin zwei Sekunden oder noch länger über ein Bild nachdenkt, dann müssen wir versuchen, anders zu kommunizieren. Wir müssen die unglaubliche Effizienz unserer Gehirne austricksen und uns selbst überraschen. Eine kleine Irritation hier und etwas Unerwartetes da – und siehe da: Schon gelingt es nicht so leicht, das Bild in eine Schublade zu stecken. Schon steckt mehr Bedeutung drin. Schon kommunizieren wir mithilfe von Bildern.
